Gewerbeflächenentwicklung Aufstellungsbeschluss

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren,

Am 20.07.2023 wurde, gegen unser Votum, die Machbarkeitsstudie Gewerbeflächenentwicklung – Ergebnisse und Handlungsempfehlungen beschlossen. Und heute, es ist noch kein Jahr vergangen, soll bereits der Aufstellungsbeschluss für die Flächen Am Auernberg und am Kronberger Hang gefasst werden. Bedauerlich, dass wir beim Klima- und Umweltschutz oft kein genauso schnelles Handeln der Verwaltung feststellen können.

Meine Damen und Herren,

um was geht es bei dieser Vorlage. Es sollen über 8ha frei gegeben werde für Gewerbeflächen. 8ha --- das ist eine Fläche die mehr als 8mal so groß ist wie der alte Sportplatz in Oberhöchstadt an der Altkönigstraße. In der Vorlage wird auf benachbarte Kommunen und deren extensive Ausweisung von Gewerbeflächen verwiesen. Wir blicken über die Kirchturmgrenzen und sind entsetzt über den Verlust an Acker- und Naturflächen. Diese Beispiele sind abschreckend, auch was das Erscheinungsbild und den Charakter einer Stadt betrifft. Sehen sie sich doch nur einmal Eschborn an. Die verbliebene Altstadt – also der Ober- und Unterort ist umzingelt von Gewerbeflächen und gar nicht mehr als Stadtmittelpunkt wahrnehmbar. Das alles ging mit dem Verlust wertvollster Ackerflächen einher.

Meine Damen und Herren,

Verbraucher legen immer größeren Wert auf biologische und regional erzeugte Lebensmittel. Es ist ja auch im Interesse der CO2-Reduktion, wenn lange Transportwege entfallen. Nur diese Flächen werden gerade im Rhein-Main-Gebiet knapp. Der Konkurrenzdruck auf landwirtschaftliche Flächen steigt. Die Preise für landwirtschaftlich genutztes Land haben sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Leider gehen immer noch jeden Tag über 50 ha Land in Deutschland, für immer verloren. Sie werden unter Asphalt und Beton begraben. Im FNP sind für seinen Geltungsbereich pro Tag 2,5 ha vorgesehen. Damit wird die Bodenfruchtbarkeit dieser Flächen irreversibel zerstört.

Wie wichtig mittelfristig jungfräulicher Boden in Zukunft sein wird, hat man an der Preisexplosion für Lebensmittel, durch den Ukraine-Krieg gesehen. Laut dem Thünen – Institut (Institut f. Lebensverhältnisse im ländlichen Raum) gehen bis 2030 300.000ha landwirtschaftliche Flächen verloren. In den USA trocknet der Gemüsegarten der Staaten in Kalifornien in den nächsten 15-20 Jahren, bedingt durch den Klimawandel, aus.

Da wir global vernetzt sind werden die Preise für Lebensmittel weiter stark ansteigen. Wie wertvoll Ackerland für die Versorgung der Menschen wird, haben Versicherungen, Banken und Kapitalfonds erkannt. Diese erwerben, nicht nur weltweit, sondern auch in Ostdeutschland massiv Ackerland über Strohmänner. Ackerland wird zum Spekulationsobjekt. Vor diesem Hintergrund ist es für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, gerade auch für zukünftige Generationen, wichtig diese erstklassigen Böden, direkt vor unserer Haustür, vor einer weiteren Vernichtung zu bewahren. Dies ist bedeutender für unsere Enkel und Urenkel als die Diskussion um die schwarze Null.

Schauen wir uns doch nur einmal das Gebiet Am Auernberg an. Nach Martex sehen wir eine nur eingeschossige Bauweise. Bei Procter & Gamble ist die Erde, für einen riesigen Parkplatz unter Asphalt begraben. Welch eine Verschwendung und Zerstörung von kostbarem Land. – Fruchtbare Böden sind nicht beliebig verfügbar – sie sind ein kostbares Gut, gerade auch für nachfolgende Generationen. Ziel müsste die Einführung eines Flächenspargesetztes sein.

Die Vielfalt des Lebens auf dieser Erde – auch Biodiversität genannt – ist etwas Einmaliges und Wunderbares – wir dürfen Teil davon sein. Unsere Herangehensweise ist nur allzu oft zweckorientiert. Dies darf nach meiner Auffassung nicht die alleinige Entscheidungsbasis sein. 

Meine Damen und Herren,

erlauben sie mir eine persönliche Erklärung an dieser Stelle: Ich bin jetzt seit über 40 Jahren Mitglied bei den Kronberger Grünen. Antrieb für mein politisches Engagement, war immer der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Wenn ich sehe was in dieser, für mich, langen Zeitspanne – für die Natur ist es nicht einmal ein Wimpernschlag –

Wenn ich also sehe welcher Verlust an Tier- und Pflanzenart, hier in Kronberg, sowohl in Vielfalt und Anzahlt erfolgt ist. Dann kann ich für mich nur zu der bitteren Erkenntnis kommen – Auftrag gescheitert. Und heute soll ein weiterer Mosaikstein diesen negativen Prozess noch weiter beschleunigen. Wir sind Teil der Natur, wann wird diese Erkenntnis endlich auch unser Verhalten ändern.

Wir können und wollen dieser Vorlage insgesamt nicht zustimmen. Wegen der herausragenden ökologischen Bedeutung des Auernbergs bitten wir um getrennte Abstimmung.



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